Sergei (rechts) freut sich, dass er durch seine Arbeit das Leben der
Menschen verbessern kann. Foto: Kristina Gogiya
Kriminelle, Opfer von Gewalt oder Krankheiten, sie alle
finden bei Sergei ein Zuhause. Menschen mit schwieri-gen
Lebensgeschichten eine Chance zu geben, ist ihm
wichtig. Jeder, der ins „Haus der Gnade“ kommt, hat 45
Tage Zeit, schlechte Angewohnheiten abzulegen. Die
Betreuung der Bewohner wird von intensiven Gesprächen
begleitet, oft werden auch Lieder gesungen. Die Bücher-regale
des Hauses sind mit Bibelausgaben gefüllt.
DIE BIBEL IN DER UKRAINE 07
Einwohner: ca. 42 Mio.
Sprachen: Ukrainisch (Amtssprache),
Russisch, Surschyk
Religionen: 75% Orthodoxe,
15% Konfessionslose, 4% Muslime,
2,7% Protestanten, 2,4% Unierte Katholiken,
0,9% Andere
„Willst Du ein neues Leben beginnen?“, fragt Sergei neue
Untermieter als erstes. „Dann musst Du dich an Gott
wenden. Lass uns zusammen beten.“ Sergei weiß, dass
es möglich ist, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Das
letzte Jahr war hart, durch die Pandemie mussten Sergei
und seine Gemeinschaft von sechs Bewohnern Abschied
nehmen.
Der Besuch im „Haus der Gnade“ geht dem Ende zu.
Zum Abschluss setzen wir uns gemeinsam zu Tisch, es
gibt hausgemachten Borschtsch, Kartoffelpüree und
Fleischbällchen. Dazu trinken wir heißen Ingwertee. Im
Hintergrund singen ehrenamtliche Mitarbeiter mit den
Bewohnern Abendlieder. Als ich mich von Sergei ver-abschiede,
stehen wir in der Tür zu seinem Lebenswerk.
„Bis später“, sagt er. „Entweder hier oder dort.“ Er zeigt
in den dunklen Himmel, wo bereits die Sterne funkeln.
In Kürze wird er sich auf den Weg nach Hause zu seiner
Familie machen, wo er für einen neuen Tag Kraft tanken
kann. Er wird sie brauchen, denn im „Haus der Gnade“
weiß man nie, was der Tag bringt.
Übersetzung und Zusammenstellung:
Ruth Duschet
Synne Garff ist
Direktorin für interna-tionale
Zusammenarbeit
bei der Dänischen Bibel-gesellschaft.
Foto: privat
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