„Wenn ich ein Produkt
esse, dann will ich das
Leben darin spüren“
Se i t 1975 steht Rochelt für handverlesenes
F e ink ost -Scout ing . Roland Rochelt über
se ine Suche nach echten Produkten , falsche N
Erwartungen und de N wicht igen Fakt or Ze i t.
Warum sind Sie Feinkost-Scout?
Wir suchen alle nach einer sinngebenden Beschäftigung.
Und zu einer sinngebenden Beschäftigung
gehören sinngebende Produkte. Wir sind in einer digitalisierten
Welt, in der viele Sachen uns nicht mehr
beschäftigen brauchen, aber was wir wollen, ist ein
Sinn. Ein Gespräch, eine Aufgabe, ein Produkt, das
ich esse. Wir wollen zurück zu dem Ursprünglichen,
Ehrlichen, Liebevollen. Wenn ich ein Produkt esse,
dann will ich das Leben darin spüren. Habe ich das
Gefühl, mir ein gutes Produkt gekauft zu haben, hab
ich eine Freude dabei, das Produkt zu Hause weiterzuverarbeiten.
Und nach diesen Produkten suche
ich. Viele wollen uns das vorgaukeln und werfen
die Marketing-Maschinerie an. Aber das hat weder
Mehrwert noch kann diese Gaukelei lange aufrechterhalten
werden, die Konsumenten und Konsumentinnen
merken das.
Was ist das Wichtigste beim Scouting?
Wer dahinter steht. Die Menschen dahinter kennenzulernen
– was ist deren Idee, deren Leidenschaft,
wie stellen sie sich ihr Produkt und den Markt vor?
Es entwickeln sich im Moment viele kleine Unternehmen
heraus, oft Ein-Personen-Unternehmen, und
die gilt es zu finden. Kleine neue Händler, die neue
Kunden ansprechen, neue Konzepte probieren.
Dann geht es darum, zu schauen, welche Produktionsmöglichkeiten
man hat. Für einen Käseproduzenten,
der das Rohmaterial für eine große Produktion
gar nicht hat, wird es keinen Sinn ergeben, größer
zu denken und zu verbreiten – dann bleibt es limitiert
auf einen lokalen Markt. Wenn aber die Möglichkeiten
gegeben sind, schaut man gemeinsam, wie
man die Leidenschaft, den Mehrwert des Produktes
bis zum Konsumenten bringen kann.
Heißt Scouting auch, bestehende Trends aufzugreifen
und mit einem Partner umzusetzen?
Nein. Einen Trend am Markt zu sehen und zu versuchen,
den zu kopieren oder ein Produkt zu optimieren
oder gar günstiger zu produzieren – das ist
für mich kein Scouting, das ist der falsche Weg. Am
liebsten ist mir, man bringt einen Produzenten und
einen Rohstoffhändler zusammen, denn dann kann
etwas Tolles entstehen. Scouting heißt nicht, Produkte
zu erfinden, sondern Produkte zu suchen. Und die
richtigen Menschen zu finden, die die richtigen Produkte
haben. Das ist mein Hauptweg.
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