17
Tisch als Ort, an dem sämtliche Gesprächsthemen
und Gefühle erlaubt sind. Juul plädierte auch
dafür, bei Tisch weniger auf formale Benimmregeln
zu achten, sondern viel mehr – auf Elternseite –
uneingeschränkte Präsenz zur Verfügung zu stellen,
wirklich anwesend zu sein und den gemeinsamen
Moment zu zelebrieren. Studien belegen immer
wieder, dass Kinder aus Familien, die häufig
zusammen essen, generell gesünder essen,
weniger psychische Schwierigkeiten haben, einen
ausgefeilteren Wortschatz haben oder später sogar
weniger Alkohol konsumieren. Ganz so einfach ist die
Rechnung nicht, denn viele andere Faktoren haben
Einfluss, die positive Auswirkung lässt sich aber kaum
bestreiten.
Gemeinsam essen: Lieber ein Mal als kein Mal
In einer Zeit, in der jedes Familienmitglied einen
eigenen – und oft durchgetakteten – Tagesablauf
hat, ist es gar nicht so einfach, Zeit für ein
gemeinsames Abendessen zu schaffen. Es lohnt sich
aber allemal, auch wenn es wochentags, weil nach
der Arbeit die Motivation gering ist, das gemeinsame
Wurstbrot oder die kalte Jause ist. Es geht ums
Miteinander, egal, ob in der Familie, mit Freunden
oder den Arbeitskolleginnen und -kollegen. Sich
bewusst Zeit füreinander nehmen, durchatmen und
nicht nur das Essen, sondern auch die Gesellschaft
genießen. Oder um es mit den Worten der Oma
zu sagen: „Schön, dass‘ alle da seids, lasst es euch
schmecken!“